Challpass - der Übergang zwischen dem Birsigtal und Laufen

basel - ettingen - rodersdorf - Mariastein - challhöchi - laufen

Von Basel geht es mit einer der längsten Tramlinien von Europa aus der Stadt hinaus ins Birsigtal. Mit einem kurzen Abstecher ins Elsas trifft das gelb-rote Tram nach rund 40 Minuten im solothurnischen Rodersdorf ein, wo bereits das PostAuto wartet. Vorbei am Wallfahrtsort Mariastein rollt der Linienbus im Anschluss über den Challpass bis nach Laufen.

Die Tage der Be 4/8 Kompositionen sind gezählt, sie werden laufend durch neue Stadler Trans ersetzt
Die Tage der Be 4/8 Kompositionen sind gezählt, sie werden laufend durch neue Stadler Trans ersetzt

50.010, Basel -  Oberwil BL - Ettingen - Rodersdorf

Der Bahnhofsplatz von Basel bildet den Ausgangspunkt von zahlreichen Tramlinien. Eine davon trägt die Nummer 10 und führt in rund 40 Minuten an die französische Grenze nach Rodersdorf. Die gelb-roten Trämmli der Baselland Transporte, kurz BLT, verlassen rund alle sieben Minuten den Basler Knotenpunkt. So führt die Reise auf den Gleisen der BVB durch die Innenstadt, vorbei am Aeschenplatz und dem Theater zur Haltestelle Heuwaage. Ursprünglich startete die 1887 gegründete Birsigthalbahn ab hier. 

Die drei Gleise lassen heute noch erahnen, dass hier einmal der Bahnhof der Birsigthalbahn stand
Die drei Gleise lassen heute noch erahnen, dass hier einmal der Bahnhof der Birsigthalbahn stand

In mehreren Etappen wurde bis 1910 die Eisenbahnstrecke nach Rodersdorf in Betrieb genommen. 1974 ging die bis damals eigenständige Eisenbahngesellschaft in die neu gegründete BLT über. 10 Jahre später wurden die legendären Zweirichtungsfahrzeuge, welche auch als "Blaue Bähndli" bekannt waren, durch normale Standardtrams ersetzt und die Birsigthalbahn erhielt in Heuwaagen Anschluss ans restliche Tramnetz der BVB. So konnte der durchgehende Betrieb über den Bahnhof hinaus bis nach Dornach realisiert werden. Doch zurück zur Gegenwart. 

Die Tramstrecke ist heute praktisch durchgehend zweispurig ausgebaut
Die Tramstrecke ist heute praktisch durchgehend zweispurig ausgebaut

Nach einem kurzen einspurigen Abschnitt, mit welchem das Birsigviadukt unterquert wurde, erreicht das Tram den Basler Zolli. Der älteste Zoo der Schweiz besitzt mit rund 7000 Tieren von über 600 verschiedenen Arten den grössten Tierbestand und zieht jährlich rund 1 Million Besucher an. Das gelb-rote Tram braust derweil weiter nach Binningen, wo auch die Kantonsgrenze zu Basel Land passiert wird. In unmittelbarer Nähe der Tramlinie befindet sich auch das schmucke Schloss Binningen, welches heute als Restaurant dient. Der Wohn - und Villenvorort gehört dank der Nähe zur Stadt 

Einfahrt bei der Haltestelle Bottmigen, Schoss
Einfahrt bei der Haltestelle Bottmigen, Schoss

übrigens zu den wohlhabendsten Gemeinden des Kantons. Der nächste Halt befindet sich in Bottmingen, wo das Ortszentrum ebenfalls von einem mittelalterlichen Bau geprägt wird, dem Wasserschloss Bottmingen. Das meterspurige Bahntrasse folgt im Anschluss dem Verlauf der Birsig nach Oberwil. Am Dorfausgang befindet sich die stattlichen Depotanlagen der BLT. Das 1974 durch die Fusion von vier Gesellschaften entstandene Unternehmen besitzt heute über 100 Tramfahrzeuge, rund 70 Linienbusse und transportiert jährlich etwa 55 Millionen Passagiere. 

 

Mit der Umstellung auf Trambetrieb erhielt Ettingen 1984 eine Wendeschleife
Mit der Umstellung auf Trambetrieb erhielt Ettingen 1984 eine Wendeschleife

So braust das Tram weiter in Richtung Westen und gelangt über Therwil nach Ettingen. Bis hier hin sieht der Fahrplan ein durchgehenden 7,5-Minuten-Takt vor, der in den Hauptverkehrszeiten gar zu einem 3,75 Minuten Takt verdichtet wird. Die Umstellung auf Trambetrieb 1984 brachte auch zahlreiche bauliche Massnahme mit. So wurde die Fahrleitungsspannung von 940 Volt auf 600 Volt Gleichstrom hinabgesetzt und diverse Haltestellen erhielten eine Wendeschleife, damit die mit nur einem Führerstand versehenen neuen Fahrzeuge wenden konnten. 

 

Die am Stationsgebäude angebrachte Name Flüh-Mariastein nimmt Bezug auf die Ortschaft sowie dem nahegelegenen Kloster Mariastein
Die am Stationsgebäude angebrachte Name Flüh-Mariastein nimmt Bezug auf die Ortschaft sowie dem nahegelegenen Kloster Mariastein

Im hinteren Leimental wird auch die Szenerie am Fenster immer ländlicher und das Tram nimmt nun die Funktion einer Überlandbahn ein. So ist die Strecke auch nicht mehr durchgehend doppelspurig ausgebaut. Über Witterswil und Bättwil gelangt das Schienenfahrzeug nach Flüh, wo jedes zweite Tram wendet. Alle drei Ortschaften liegen übrigens in einer solothurnischen Exklave und sind komplett vom Kanton Basel Land sowie Frankreich umgeben.  Der letzte Streckenabschnitt bis nach Rodersdorf führt nun für knapp drei Kilometer über elsässisches Gebiet. 

Obwohl der Bahnhof in Frankreich liegt, nahm der örtliche Ticketautomat jahrelang nur Schweizer Franken an
Obwohl der Bahnhof in Frankreich liegt, nahm der örtliche Ticketautomat jahrelang nur Schweizer Franken an

Dies war mit ein Grund, warum diese Verlängerung erst 1910 in Betrieb genommen werden konnte. Doch mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges vier Jahre später musste die Strecke vorübergehend schon wieder gesperrt werde. Als 1940 das Elsass durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurde, stellte die BLT für ganze fünf Jahre den Betrieb auf dem Abschnitt Flüh–Rodersdorf ein. Doch zum Glück gehören diese Zeiten der Vergangenheit an, und so rattert der Zug durch das idylische Elsass zum stattlichen Bahnhof von Leymen, welcher im Fachwerkstil erbaut wurde. 

Mit fast 26 Kilometern zählt die Linie 10 zu den längsten Tramlinien von Europa
Mit fast 26 Kilometern zählt die Linie 10 zu den längsten Tramlinien von Europa

Nachdem mit dem Gegenzug gekreuzt wurde, können die letzten zwei Kilometer in Angriff genommen werden, welche wieder zurück in die Schweiz führen. Rund 40 Minuten nachdem man die Basler Innenstadt verlassen hat, erreicht das Tram schliesslich die Endstation Rodersdorf. Das alte, 1910 erstellte Depotgebäude beheimatet etliche Zeitzeugen sowie zwei blau-weisse Triebwagen der Birsigthalbahn, welche jedoch leider nicht mehr betriebsfähig sind. Für die moderne Strassenbahn geht es nach einer kurzen Pause dann wieder 25.9 Kilometer zurück über Basel bis nach Dornach. 

Der Citaro von PU Schumacher wartet in Rodersdorf auf die Gäste
Der Citaro von PU Schumacher wartet in Rodersdorf auf die Gäste

50.069, Rodersdorf - Mariastein -  Challhöchi - Laufen 

Das Gemeindegebiet von Rodersdorf, welches zum Kanton Solothurn gehört, ragt auffällig weit in das französische Staatsgebiet hinein. So bilden ganze 88 Prozent des Gemeindegebiets zugleich die Schweizer Staatsgrenze. Vor dem Stationsgebäude startet auch eine sehenswerte PostAuto-Linie. Alle zwei Stunden, zu Pendelzeiten gar im Halbstundentakt, verlässt das Fahrzeug der Post den Bahnhofsplatz und rollt durch den beschaulichen Dorfkern, welcher die Heimat von rund 1200 Menschen bildet. 

Der Schweizer Linienbus überfährt in Kürze die Grenze zu Frankreich
Der Schweizer Linienbus überfährt in Kürze die Grenze zu Frankreich

Schon nach wenigen Minuten wird ein weiteres Mal die Landesgrenze überfahren. Das französische 300 Seelendorf Biederthal ist dank der PostAuto-Line 69 sehr gut angebunden und gehört wohl zu den best erschlossenen ländlichen Ortschaften im Elsass. Wenig später ist man zurück in der Schweiz und der Linienbus erreicht die kleine Gemeinde Burg im Leymental. Über die rund 280 Einheimischen wacht das Schloss Burg, welches erhaben auf einem markanten Felssporn steht. Die Höhenburganlage wurde vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet und ist heute im Privatbesitz.

Einfahrt auf dem Klosterplatz
Einfahrt auf dem Klosterplatz

Die Strasse schlängelt sich nun an weiten Weidelandschaften vorbei ins Nachbarsdorf Metzerlen-Mariastein, welches wieder zum Kanton Solothurn gehört. Hier befindet sich auch die Garage des lokalen PostAuto Unternehmers Schumacher. Der Familienbetrieb wird heute von der dritten Generation geführt und betreibt nun seit bald 100 Jahren im Auftrag der Post die Linie nach Flüh. Rund zwei Kilometer vom Dorf entfernt befindet sich das 1648 errichtete Kloster Mariastein. Nach Einsiedeln ist die  Benediktinerabtei der zweit wichtigste Wallfahrtsort der Schweiz.

In Flüh wird der Anschluss der Tramlinie 10 abgenommen
In Flüh wird der Anschluss der Tramlinie 10 abgenommen

So sieht der Fahrplan auch heute noch an Sonntagen sowie Christlichen Feiertagen zusätzliche Kurse nach Mariastein vor, welche auf die Gottesdienste in der stattlichen Klosterkirche abgestimmt sind. Nach der kurzen Stichfahrt zum Klosterplatz nimmt das Fahrzeug der Post zurück auf der Hauptstrasse die Talfahrt nach Flüh in Angriff. Gut 120 Höhenmeter später trifft man im Ortskern wiederum auf die Tramlinie 10 der BLT. Vor dem Stationsgebäude wendet der Linienbus und wartet die kurze Standzeit ab, bevor die Fahrt über Mariastein nach Metzerlen zurück geht. 

Der Challpass ist bei schönem Wetter Ziel vieler Ausflügler
Der Challpass ist bei schönem Wetter Ziel vieler Ausflügler

Hier zweigt das PostAuto diesmal links in Richtung Laufen ab. Doch bevor die Passfahrt beginnen kann, sieht der Fahrplan noch eine weitere Stichfahrt zur Mehrzweckhalle vor. Im Anschluss nimmt der Linienbus dann die Bergfahrt zum Challpass unter die Räder. Der 747 Meter hohe Gebirgspass im Kettenjura verbindet das Leymental mit dem Laufental. Die unspektakuläre "Passhöhe" bildet den Ausgangspunkt von verschiedenen Wanderwegen. Dementsprechend ist das ÖV Angebot auf dem Abschnitt Metzerlen - Laufen auch auf den touristischen Verkehr ausgelegt.

Im modernen Busbahnhof von Laufen endet die Reise
Im modernen Busbahnhof von Laufen endet die Reise

Während unter der Woche nur drei Kurspaare über die Challhöchi verkehren, sieht der Fahrplan am Wochenende einen zwei Stunden Takt vor. Ohne viel Zeit zu verlieren lässt das PostAuto den Challpass hinter sich und rollt ins rund vier Kilometer entfernte Röschenz. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Bezirkshauptort Laufen. Das vormals bäuerliche Städtchen, welches übrigens seit 1295 das Stadt- und Marktrecht besitzt, hat sich zu einer modernen Kleinstadt entwickelt. Auf der anderen Seite der Birs befindet sich der Bahnhof, wo die Linie 69 zusammen mit fünf anderen PostAuto Linien ihren Endpunkt findet.


Zuletzt gereist: 12.11.2024

Last Update: 02.06.2024